Ostermärsche und -aktionen 2001:

 
Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag der BI „FREIe HEIDe“ zum 9. Ostermarsch, 15.04.01 Fretzdorf

BI FREIe HEIDe

Liebe Mitstreiterinnen, liebe Mitstreiter für eine freie Heide - liebe Osterwanderer!

Als 1992 die Bürgerinitiative Freie Heide gegründet wurde und wir uns hier in Fretzdorf ein Jahr später zur ersten Wanderung in der Tradition der Ostermarschierer trafen wurden wir der Einsatz für eine zivile Heide wird beschwerlich und längere Zeit dauern.

Auch die ersten Ostermarschierer standen in ihrem Engagement für eine zivilere Gesellschaft für die Achtung des Krieges als Mittel der politischen Auseinandersetzung und für eine weltweite Abrüstung angesichts der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse vor einer scheinbar aussichtslosen Aufgabe. Man braucht eine tiefe innere Überzeugung von der Richtigkeit des eigenen Handelns wenn man bestehen will. Dass sich alle Jahre so viele Menschen hier In Fretzdorf treffen, zeigt uns - wir sind nicht allein. Dafür unseren Dank.

Immer war die Auseinandersetzung um das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner-Heide kein losgelöstes regionales Thema wie es einige Leute gerne darstellen, um das Problem zu bagatellisieren und um auswärtige Wanderer zu diffamieren. Im Gegenteil. Mit dem Streit um das ehemalige russische Bombodrom mischen wir uns aktiv in, die „großen Politik“ ein. Hier geht es nicht um eine „Ostprignitz-Ruppiner Bürgerwehr“, sondern hier planen die Strategen der Bundeswehr der WTU und der NATO. Dem werden wir einen Riegel vorschieben.

Gern werden die „guten Taten“ der Bundeswehr herausgestrichen, wie z.B., auf der jüngsten Kreistagssitzung am Beispiel des Oderhochwassers 1997 um für mehr Akzeptanz des Militärs in der Gesellschaft zu werben. Doch man sollte nicht Vergessen, auf einem Luft-Boden-Schießplatz wird nicht das Füllen von Sandsäcken oder des Verladen von Hilfsgütern geübt. Hier geht es um das gezielte Abwerfen von Bomben um das Töten von Menschen und das Zerstören von Dörfern und Städten. Geübt wird für einen „sauberen Krieg“ ohne eigene Verluste. Man sollte die Reihenfolge beachten - erst kommt der Krieg, danach die sogenannten humanitären Einsätze (Kosovo)

Natürlich ist Deutschland ist wieder auf dem Weg zur "Großmacht". Wenn vordergründig von der Landesverteidigung geredet wird, so geht es eigentlich um Interventionsfähigkeit, also den Einsatz von deutschen Soldaten weltweit. Auch dazu soll dieser Platz dienen. Scheinbare Nebendebatten, wie die zum "Nationalstolz" oder zur "Leitkultur" sollen uns auf eins angeblich neue Rolle Deutschlands in der Welt einstimmen. Wir sind stolz auf unsere 70. Protestwanderung.

Was haben wir in den zurückliegenden Jahren erreicht?

Unser wichtigster Erfolg ist, wir haben bis heute die militärische Nutzung der Heide als Luft-Boden-Schießplatz verhindert. Dies sollte niemand kleinreden oder geringschätzen.

der Konflikt mit dem Urteilsspruch am 14.12.2000 nicht gelöst Der juristische Streit hat ein vorläufiges Ende gefunden, nicht aber unser Engagement für die freie Heide.

Es gab so manche, die geglaubt haben, dass man den. Worten von Rudolf Scharping aus dem Jahre 1994 trauen könne oder dass ein Regierungswechsel das Problem lösen würde.
Dem ist nicht so. Eine politische Lösung hat die rot-grüne Bundesregierung bisher nicht erwogen, einem Dialog mit den betroffenen Gemeinden und der Bürgerinitiative ist sie bisher aus dem Weg gegangen. Und wenn im Potsdamer Landtag die Koalitionsdisziplin in dieser Frage höher seht als mögliche politische Überzeugungen, so ist das verwerflich!

Noch ist es nicht gelungen, das stalinistische Bombodrom in ein Bombodrom der Bundeswehr umzuwandeln. Neun Jahre lang haben wir erfolgreichen Widerstand geleistet.

Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Auch nach dieser 70. Wanderung müssen wir weiter unseren Füßen vertrauen und politisch Druck machen.

Dass wir viel Unterstützung hier vor Ort, aber auch im ganzen Land erfahren, ist dabei außerordentlich wichtig. Das war zu spüren bei der Sammlung für das Gerichtsverfahren. Die Spenden kamen aus den Dörfern, aus den Brandenburger Kleinstädten, ja aus fast allen Bundesländern (bis auf das Saarland). Nicht nur die Zahl der üblichen Unterstutzer wächst, sondern mittlerweile fragt sogar die CSU kritisch, was die Bundeswehr hier eigentlich vorhabe. Und der Bund der Steuerzahler bemängelt, dass hier Steuergelder verschwendet werden sollen. Die Palette derjenigen, die sich mit dem Thema beschäftigen, wird immer größer.

Wenn wir uns gegen die Pläne des Bundesverteidigungsministeriums hier vor Ort wenden, so stehen wir auch eine Umkehr in der gegenwärtigen Politik.

Wir fordern:
dass 56 Jahre nach dem 2. Weltkrieg die Konversion endlich fester Bestandteil des Bundeshaushaltes werden muss (man bedenke, die Entsorgung bzw. Beräumung dieses Platzes kostet nur soviel wie ein einziger Eurofighter)!

 

statt militärgestützter Außenpolitik - vorbeugende und zivile Bearbeitung von Konflikten